Auszüge aus dem Reisetagebuch des Roverclan Baldur

Tag 1 – 29.08.12

4:00 Uhr – die Wecker reißen uns aus dem Schlaf. Cordt’s hört man im Erdgeschoss sogar aus dem dritten Stock. Jetzt heißt es in 30 Minuten waschen, fertig machen und letzte Sachen packen. Auf zum Flughafen. Gepäck aufgeben und… warten.

5:50 Ihr – das Boarding beginnt. Gefühlsmäßig liegen nur wenige Minuten zwischen Abflug und Landung in Amsterdam, bzw der Flug bestand nur aus Steig- und Sinkflug. Der Umstieg in Amsterdam ist ereignislos.

Während des Fluges von Amsterdam nach Toulouse wurde etwas Schlaf nachgeholt. Angekommen kämpfen wir uns zum Hauptbahnhof und fahren weiter nach Lourdes. Dort kaufen wir wir weiteres Essen einund machen uns bei 29,5 Grad im Schatten auf den Weg – glauben wir.

Alles, was wir an Kartenmaterial haben ist entweder eine Touristen-Stadtkarte oder Wanderkarten, die aber erst rund 10 km unter Lourdes beginnen – Wir laufen ‘blind’. Aber wir wissen, dass wir nach Süden müssen, also laufen wir guten Mutes los…

Es berichten von ihrem Abenteuer: Claas, Cordt und Kai

Im ersten Ort (Lerét), wo wir unser Wasser auffüllen, bemerken wir erstmals, dass wir die unkartierte Distanz bereits überwunden haben. Wir beschließen nur noch bis zur nächsten guten Stelle zum Übernachten zu laufen.

Gesagt getan. Schnell wird Feuerholz gesucht und ein kleines Kochfeuer entfacht. Es soll Tortellini mit Käse-Sahne-Soße geben. Nur ohne Käse und Sahne. Lecker schmeckt sie trotzdem. Müde und kaputt von der Anreise legen wir uns in unser Zelt und schlafen, mit Vorfreude auf die nächsten Tage, schnell ein.

Tag 14 – 11.09.12

Um 7 Uhr ist Aufstehen angesagt, draußen ist es dämmrig. Die Luft ist klar und kalt. Kurz bevor es los geht, ziehen wir unsere Pullover aus, uns wird schon noch warm werden.

Nachdem wir gestern die ersten Geröllfelder überquert haben, werden die Bäume weniger und die Steine mehr. Zum Frühstück haben wir ein kleines Plateau erreicht. Wir setzten uns auf einen flachen Fels und blicken auf die Baumgrenze hinab. Hinter uns die Bergspitze, die steil und zerklüftet in die Höhe ragt.

Wir suchen den Weg und befürchten beinahe wir müssten das Geröllfeld direkt vor uns hoch, doch geht es durch eine Lücke auf die andere Seite des Felskamms zu unserer Linken. Von “einem normalen Weg” ändert sich unsere Route zu “durch kleine Steinhaufen markierte Strecke” über kleinere und riesig-große Felsbrocken.

Immer wieder halten wir Ausschau nach den kleinen Steinhaufen, die uns die Richtung weisen und den einfachsten Weg zeigen sollen. Vom wandern ist schon länger keine Rede mehr und wir hangeln uns von Fels zu Fels oder hüpfen über Platten. Zu Teilen müssen wir wieder ein Stück zurück und einen anderen Pfad suchen.

Wir kommen an einer Felsgruppe vorbei und da ist er, der Gipfel, vielleicht noch gute 30 Meter über uns. Mit einem Grinsen der Vorfreude im Gesicht klettern wir weiter. Der Gipfel, endlich!

Wir jubeln unsere Freude heraus und setzten uns in die grelle Sonne. Der Himmel ist klar und wir können die Weite der Pyrenäen erblicken. Ein Adler zieht in großen Kreisen über uns und zwischen den Gebirgszügen auf der anderen Seite sehen wir riesige Bergseen, die in tiefem Blau still und klar da liegen.

Wir sitzen eine Weile einfach nur da, bis wir uns Gedanken über den Abstieg machen. Wir gönnen uns eine halbe Stunde Ruhe und ein paar Nüsse. Energie, welche wir gerade gut gebrauchen können! Nach dieser kurzen Rast machen wir uns an den Abstieg. Dieser gestaltet sich einfacher als gedacht. Die Hochebene mit ihren Seen scheint rasch näher zu kommen.

Doch was von oben nah aussieht, ist es nicht wirklich. Wir klettern immer weiter und weiter. Zum Gipfel hoch waren es tausend Höhenmeter bis auf 2988 m und wir sind bestimmt schon 300 wieder runter und das merken wir auch. Auf jeden Fall melden mir meine Füße, dass sie keinen Bock mehr haben.

Zudem ziehen Wolken auf, die uns den Weg zur Hütte, die wir erreichen wollen nur noch erahnen lassen. Die Hütte soll auf ca. 2000 Höhenmetern liegen, was ab dem jetzigen Zeitpunkt nur noch 300 sein dürften. Schlapp machen gibt es nicht, also runter da! Ein Riss in der Wolkendecke lässt uns einen Blick auf die Hütte unten am See werfen. Wir sind fast da…